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Wechselstrom in Berlin: Kann Volt die politische Landschaft umkrempeln? Eine paneuropäische Partei mit Rückenwind
- Updated: 21. Dezember 2024
Die Sichtweise eines Brandenburger Kandidaten
Ein Beitrag von Michael Huppertz
Vor ein paar Wochen rauschte eine Nachricht durch die Presselandschaft: Kurz vor dem geplanten Antritt zur Bundestagswahl 2025 flatterten bei Volt ansehnliche Spenden von rund 1,3 Millionen Euro auf das Konto der ersten paneuropäischen Partei Deutschlands. Das war nicht nur ein willkommener Puffer für den anstehenden Wahlkampf, sondern auch ein deutliches Zeichen: Die Partei, längst im Europäischen Parlament vertreten, will nun bundesweit durchstarten – und sie verfügt offenbar über Unterstützer, die von ihrer Vision mit dem Slogan „Holen wir uns die Zukunft zurück“ nicht nur überzeugt sind, sondern auch fest daran glauben.
Einer der Spender ist der Musiker und Rapper Alo Thadeus, der mit Überzeugung seine Spende von einer Million Euro geleistet hat. Thadeus schreibt:
„Ich denke viel über Macht und Verantwortung nach in letzter Zeit. Über jeden Bürger, der in einer Demokratie lebt, und über die Idee, dass wir zusammen für unser Land verantwortlich sind und es gemeinsam gestalten müssen. Ich weiß, dass viele von uns frustriert und enttäuscht sind, und Kritik ist in einer freien Gesellschaft ja auch wichtig und wünschenswert. Aber ich kann jedem aus dem Geschichtsunterricht erzählen, dass die lauten Politiker und Stimmen, die gegen andere Menschen hetzen, noch nie die langfristigen Lösungen für Probleme gebracht haben. Volt ist eine Partei, die auf Zusammenarbeit, Demokratie und Menschlichkeit innerhalb und außerhalb Deutschlands setzt. Deshalb unterstütze ich sie. Mit allem, was ich habe.“
In Brandenburg führt Franziska Koch, eine 38-jährige Soziologin aus Potsdam, die Landesliste an. Ihr erklärtes Ziel: Sie möchte die Verwaltung fit für die Zukunft machen. Ted Moldenhawer, ein Data Scientist, steht ihr auf Platz zwei zur Seite. Auch an Fachkompetenz in den Reihen mangelt es nicht: Von Astrophysikerinnen bis hin zu Personalentwicklern ist alles dabei. Die Botschaft ist klar: Europas Ideen sollen nach Brandenburg und von dort in den Bundestag getragen werden.
Mit der jüngsten Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf und einem radikalen Reformprogramm will die pan-europäische Partei Volt in den Bundestag einziehen. Die 33-jährige Smart-City-Expertin Maral Koohestanian präsentierte die Kampagne und sagt dazu:
„Deutschland verschläft die Digitalisierung, während in Estland Behördengänge in Minuten statt Monaten erledigt werden. Wir bleiben beim Klimaschutz hinter Dänemark zurück, während dort die grüne Transformation die Wirtschaft antreibt. Diese Politik des Stillstands muss ein Ende haben“
Patrick Achtenberg, 29 Jahre alt, Finanzwirt aus Brandenburg an der Havel, fühlt sich offensichtlich durch den Rapper und der Spitzendnkandidation bestätigt. Zumindest lese ich das zwischen den Zeilen aus der Pressemitteilung heraus.
Der Mann am Telefon: Patrick Achtenberg
Neugierig geworden, greife ich zum Telefonhörer und rufe Achtenberg an. Wer ist dieser Mann, der im grauen Alltag des Finanzamts erlebt, wie Bürgerinnen und Bürger mit Papierbergen kämpfen, statt echte Unterstützung zu erhalten? Am anderen Ende der Leitung klingt Achtenbergs Stimme energisch. Er schildert seine Gründe, in den Ring zu steigen:
„Es kann nicht sein, dass wir denen, die sowieso schon wenig haben, auch noch einen Bürokratie-Dschungel vorsetzen. Wir brauchen ein Sozialsystem, das leicht verständlich ist und wirklich hilft.“
Sein Ton ist ruhig, aber bestimmt. Hinter diesen Worten steckt persönliche Überzeugung. Sein erklärtes Ziel sei mit einfachen Worten zu beschreiben: Machen.
Das sagt ein angehender Politiker, der nach eigener Aussage nicht länger zusehen will, wie soziale Ungerechtigkeit verwaltet statt behoben wird. Er will als Direktkandidat im Brandenburger Wahlkreis 60 antreten und von hier aus an der Idee einer gemeinsamen politischen Welt beteiligt sein. Doch bevor er überhaupt auf den Stimmzettel kommt, muss er noch eine Hürde nehmen: mindestens 200 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern. Und Volt selbst braucht für die Landesliste sogar 2.000 – und das bis zum 20. Januar. In den meisten Bundesländern sei das bereits erfolgt, sagt er. Achtenberg betont im Gespräch, dass er bereits nahe an seinem Ziel sei, aber immer noch Unterstützung benötigt. Und mit jedem Gespräch, jeder geworbenen Signatur, wird seine Botschaft greifbarer.
Link Unterschriftenliste Volt Brandenburg
Visionen für Bildung, Gesundheit und Energie
Im Telefonat erzählt Achtenberg von seinen politischen Zielen und Ideen, die er nicht in Sonntagsreden verstauben lassen will. Er strebt eine bundesweit einheitliche Bildungsstrategie an, die sich am schwedischen Modell orientiert: frühe Förderung, kostenfreie Bildungsangebote und zinsfreie Darlehen, damit jede und jeder – unabhängig von der Herkunft – studieren kann. Er spricht von einem Gesundheitssystem, in dem Bürokratie abgebaut und private Krankenversicherungen abgeschafft werden, damit auch die finanziell Schwächeren nicht im Wartezimmer sitzenbleiben. Außerdem betont er die Bedeutung erneuerbarer Energien – nicht als frommen Wunsch, sondern als wirtschaftliches Rückgrat einer zukunftsfähigen Industrie.
Achtenberg vermittelt während des Telefonats den Eindruck eines Mannes, der es ernst meint, der nicht nur in Talkshows glänzen, sondern Politik für die Menschen machen will, die ständig an Formularen scheitern. Eine Vision, so klar wie der Blick aus dem Zugfenster im Morgengrauen: eine gerechtere Welt für alle, die derzeit viel zu oft unter den Tisch fallen und dabei zu wenig Unterstützung erhalten.
Herkunft und Privates: Ein Brandenburger Original
Er spricht den Brandenburger Dialekt und stammt aus einfachen Verhältnissen: Nichts fiel ihm jemals in den Schoß. Seine Mutter hat ihn mit knappen Mitteln großgezogen, ihm trotzdem viel ermöglicht und ihm Räume zur Entfaltung gegeben, wofür er bis heute dankbar ist.
Patrick Achtenberg erzählt auch von seinem Privatleben: von seiner Familie, seinen Hunden und seiner Leidenschaft fürs Gaming – all das gibt ihm die Energie, die er für den Wahlkampf braucht.
Der Wahlkreis 60
in dem rund 202.000
Wahlberechtigte leben
Junge Generation für Demokratie begeistern
Da er selbst soziale Härten erlebt hat, weiß er, worum es geht. Als Kandidat für Volt sieht er sich vor allem als Rückhalt für die junge Generation und möchte ihr ein wirksames Bollwerk gegen aufkeimende rechte Strömungen bieten. Zugleich bemüht er sich, bei Älteren für mehr Demokratieverständnis zu werben.
Die junge Welle aus Europa: „Monsieur 100.000 Volt“
Denn Volt sei anders, sagt er. Da ist pure Energie, positive Ideen mit sehr viel Kompetenz und hervorragendem europäischen Netzwerk. Irgendwie fühle ich mich während des Gesprächs an die 68er-Zeit und an die 80er Jahre erinnert, als politische Umbrüche durch junge, unvoreingenommene, aber bildungsnahe und charakterstarke Menschen den Weg für neue Politikstile freigemacht haben. Diese junge, paneuropäische Partei, die in Brandenburg gerade ihre Landesliste gewählt hat, will in der politischen Landschaft ein Umdenken anregen – mehr Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit zwischen den Parteien. Hin zum Demokratieverständnis, hin zur Gemeinsamkeit, zum vielbeschworenen Miteinander.
Von den Straßen Brandenburgs in den Bundestag?
Dieser Wahlkampf wird kein Spaziergang, das weiß auch Achtenberg. Dennoch lohnt es sich aus seiner Sicht, um jeden Prozentpunkt zu kämpfen. Aus seiner Perspektive hat Volt das ehrgeizige Ziel, von Europa nach Brandenburg und damit den Weg in den Bundestag zu ebnen. Eine Partei, die erst eine kurze Zeit auf der großen politischen Bühne steht, aber schon längst in Brüssel sichtbar und spürbar ist – jetzt mit Rückenwind durch eine ansehnliche Spende und den unbedingten Willen, Türen einzurennen, die allzu lange verschlossen waren. Noch ist Patrick Achtenberg ein kleines, aber wichtiges Zahnrad in dieser Maschinerie, und seine Geschichte ist es wert, weitererzählt zu werden.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Hürden überwunden werden – und ob Politik tatsächlich ein wenig menschlicher gestaltet werden kann. Wird Patrick Achtenberg der „Monsieur 100.000 Volt“ in Brandenburg, im Wahlkreis 60?
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