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Die Zukunft der Energie: Wasserstoff-Initiative im Havelland – Und welche Meinung vertreten Parteien ?

Redaktion: Michael Huppertz, Havelland

Die Diskussion um die Zukunft der Energieversorgung wird kontrovers diskutiert. Können erneuerbare oder regenerative Energien und Quellen den Wohlstand, die „Komfortzone“ sichern und beibehalten oder sogar deutlich verbessern? Die Antwort liegt in einem nutzbringenden Energie Mix, darüber ist sich die Fachwelt einig. In diesem Kontext gewinnt Wasserstoff, bekannt seit 1766, als Energieträger zunehmend an Bedeutung, insbesondere grüner Wasserstoff, hilfsweise auch türkisfarbener, der aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird. Die Machbarkeitsstudie zur Wasserstoff-Initiative im Havelland beleuchtet die Möglichkeiten und Herausforderungen einer regionalen Wasserstoffwirtschaft. Dabei wird besonders die Rolle der Kommunen, Gemeinden und Städte innerhalb des Landkreises hervorgehoben, die als zentrale Akteure in der Umsetzung und Förderung solcher zukunftsweisenden Projekte fungieren, sich aber bislang weitestgehend zurückhaltend zeigen. meinbrandenburg.tv hat politisch Verantwortlichen Fragen zum Thema „Wasserstoff“ gestellt und Antworten im Zusammenhang mit der Machbarkeitsstudie zur Wasserstoff-Initiative erhalten. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass keine Stellungnahmen von „CDU“ und „Die Linke“ eingegangen sind. In Verbindung mit einem O-Ton von Robert Habeck, das er uns kürzlich anlässlich dem Ostdeutschen Wirtschaft Forum (OWF 2024) in Bad Saarow gegeben hat, werden wir in einem separaten Bericht alle Antworten im Wortlaut präsentieren.

Ziel der vorgestellten Machbarkeitsstudie ist es, die technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte der Wasserstoffproduktion und -nutzung im Havelland zu analysieren, zu kanalisieren und zu implementieren. Dabei werden die spezifischen Bedürfnisse und Potenziale der Region berücksichtigt, um eine realistische und nachhaltige Projektion sicherzustellen. Die Studie untersucht, wie die Gemeinden und Städte des Landkreises zur Förderung von Wasserstofftechnologien beitragen können und welche Vorteile sich daraus für die regionale Entwicklung ergeben.

Kommunale Wärmeplanung: Stiefkind aller Wahlkämpfe

Die politische Landschaft, nicht nur im Havelland, ist hinsichtlich der Umsetzung und des Nutzens von Wasserstoff gespalten. In den aktuellen Wahlkämpfen spielte die kommunale Wärmeplanung keine wesentliche Rolle, obwohl gerade sie eine besondere Verantwortung bei der Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft unter Einbeziehung der Bürger trägt. Das Stichwort hierbei ist „Bürgerbeteiligung“. Bürgerbeteiligung bedeutet nicht nur die Einbindung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse, sondern auch die aktive Mitgestaltung und (Mit)Verantwortung der Bürger bei der Umsetzung von Projekten. Durch eine solche Beteiligung wird nicht nur die Akzeptanz von Maßnahmen erhöht, sondern auch das Wissen und die Kreativität der Gemeinschaft genutzt, um innovative und nachhaltige Lösungen zu finden. In diesem Kontext ist Bürgerbeteiligung ein wesentliches Element für den Erfolg einer zukunftsfähigen Energiepolitik.

Beispiel: Kleines Solarpanel ,
das den Bürgern
öffentliche Dienstleistungen bietet.

Keine Infrastruktur ohne Sachkenntnis vermittelbar

Die aktive Beteiligung und Zusammenarbeit dieser lokalen Einheiten ist entscheidend für den Erfolg der Wasserstoff-Initiative im Havelland. Durch ihre Unterstützung können Infrastrukturmaßnahmen wie der Aufbau von Wasserstofftankstellen und die Integration von Wasserstoff in die lokale Energieversorgung effizienter diskutiert und umgesetzt werden. Zudem kann die Ansiedlung neuer Unternehmen gefördert werden. Technologien wie die kürzlich ausgezeichnete „Top 100 Nachhaltigkeits-Auszeichnung“ eines bayerischen Unternehmens, das durch Pyrolyse mit dem Konzept „Core & Satellite“ oder dem Premnitzer Plasmavergasungskonzept, mit dem beispielsweise Rotorblätter der Windmühlen recycelt werden ohne den Bau von Elektrolyseuren Wasserstoff produzieren kann, sind Beispiele, die in der Diskussion zur Steigerung der Effektivität und zur Förderung des Muts zur Energiewende beitragen. Die Einbindung dieser innovativen Ansätze zeigen, dass Wasserstoff als „Puzzleteil“ eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen kann.

Ohne treibende Kräfte geht es nicht

Kommunen und lokale Verwaltungen bilden tragende Säulen zum gelingen der Energiewende. Sie sind nicht nur die Schnittstelle zwischen staatlichen Förderprogrammen und der Bevölkerung, sondern auch Initiatoren und Koordinatoren von regionalen Entwicklungsprojekten. So kann die Frage gestellt werden, wie eine gemeinsame Anstrengung auf lokaler Ebene dazu beitragen kann, die Energiewende voranzutreiben und das Havelland zu einem Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien zu machen.

Politische Statements

AfD: Ablehnung der Wasserstofftechnologie

Steffen Kotré (Energiepolitischer Sprecher AfD-Bundestagsfraktion) lehnt die Wasserstofftechnologien kategorisch ab und hält die Energiewende für gescheitert. Seiner Meinung nach sind Kernenergie und Kohle die einzigen zuverlässigen Energiequellen. So sieht Kotré Wasserstoff als ineffizient und betont die Deindustrialisierung Deutschlands aufgrund hoher Energiepreise und geringerer Versorgungssicherheit.

Bündnis 90/Die Grünen: Ganzheitliche Wasserstoffstrategie

Frank Voßnacker ( Bündnis 90/Die Grünen – Sprecher des Kreisvorstandes Havelland) sieht die Machbarkeitsstudie als wichtigen Schritt zur Förderung weiterer Wasserstoffprojekte. Wasserstoff sei zentral für die Einhaltung der CO2-Ziele, besonders in Zeiten der Dunkelflaute, um Gaskraftwerke CO2-neutral zu betreiben. Auch in der Chemie- und Stahlindustrie sowie im Verkehrssektor sei Wasserstoff unerlässlich. Die Grünen setzen auf eine ganzheitliche Wasserstoffwirtschaft und betonen die Notwendigkeit von Pipelines und internationaler Zusammenarbeit.

SPD Havelland: Positive Vision für Wasserstoff

Felix Menzel (Vorstandsmitglied SPD Havelland) sieht im Projekt „H2 Expert“ eine große Chance für die Region. Menzel betont dabei die Notwendigkeit und die Wahrscheinlichkeit damit die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie umzusetzen. Er verweist auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff, wie z.B. Havelbus (ÖPNV), den Ausbau als Treibstofflieferant durch Produktionsstätten und die Integration in das Gasnetz. Die SPD setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit den Städten, Gemeinden und Ämtern, um den Landkreis als führende Region im Bereich Wasserstoff zu etablieren.

Landesliste PLUS: Kritisch, aber konstruktiv

Guido Körber (Landesliste PLUS, Themenbeauftragter für Energie / Piratenpartei) äußert sich kritisch aber durchaus kompromissbereit zur Wasserstofftechnologie. Körber weist auf die ineffizienten und kostspieligen Aspekte der Technologie hin, erkennt jedoch auch bestimmte Einsatzgebiete an. Wasserstoff sei vor allem für die Herstellung von grünen Treibstoffen für den Luft- und Schiffsverkehr sinnvoll sowie für die Dekarbonisierung der chemischen Industrie, Stahl- und Zementherstellung. Körber betont, dass die Förderung auf diese Sektoren beschränkt werden sollte, während er die Nutzung im Schienen- und Straßenverkehr sowie bei der Gebäudeheizung als unwirtschaftlich ablehnt.

Energieministerium Brandenburg: Förderung und Infrastruktur im Fokus

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sieht großes Potenzial in der Wasserstoffwirtschaft für Brandenburg. Die Machbarkeitsstudie unterstreicht für ihn die Möglichkeit, die Energie- und Wirtschaftssektoren nachhaltig umzubauen. Wasserstofftechnologien seien essentiell zur Defossilisierung der Industrie und zur Speicherung von Energie, wodurch Schwankungen in der Einspeisung aus erneuerbaren Energien ausgeglichen werden könnten. Priorität hätten der Aufbau der Transportinfrastruktur und die Transformation der Industriestandorte.

FDP: Verweis auf offizielle Parteistellungnahmen

Die havelländische FDP betont, dass Landesfachausschüsse als beratende Gremien des Landesvorstands fungieren und daher nicht befugt sind, Pressefragen zu grundsätzlichen Parteistellungnahmen zu beantworten. Die Partei vertritt grundsätzlich eine technologieoffene und innovationsfreundliche Haltung.

Fazit

Die politische Landschaft im Landkreis Havelland und im Land Brandenburg zeigt ein breites Spektrum an Meinungen zur Wasserstoffnutzung. Während Parteien wie die SPD und die Grünen großes Potenzial in der Technologie sehen, zeigen sich andere kritisch (Landesliste PLUS) bis ablehnend (AFD). Diese Kontroversen spiegeln die komplexen Herausforderungen wider, die mit der Umsetzung neuer Energietechnologien verbunden sind. Die Machbarkeitsstudie zur Wasserstoffinitiative im Havelland ist ein erster Schritt in Richtung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Energieversorgung. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die politischen Kräfte diese Herausforderung bewältigen werden, denn wie bei allem, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Eine besondere Rolle kommt zukünftig den Gemeindevorstehern, Bürgermeistern sowie allen politischen Kräften zu, inwieweit sie mit Sachkenntnis und persönlichem Engagement Diskussionen moderieren und über die Vor- und Nachteile einzelner Prozesse zur Energiewende die Öffentlichkeit informieren und mitnehmen können.

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