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Vom Potsdamer Geist zum eurasischen und BRICS Markt – Wie Brandenburg und Berlin gemeinsam neue Exportchancen erschließen können

„Seit hundert Jahren versorgt der Westhafen die Millionenmetropole Berlin. Mehr denn je hilft seine innovative und intelligente Logistik, die Warenströme klimaverträglich in die Hauptstadt zu lenken. Auch in Zukunft wird der Hafen seinen Beitrag dazu leisten, den Verkehr in der Stadt klimafreundlich zu entlasten. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren täglichen Einsatz und wünsche zum Geburtstag alles Gute.“ Zitat des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner, 100 Jahre Westhafen Berlin, 03. September 2023

Sein Leben lang lebte Michael Huppertz mit der Faustformel: Was in den USA wirtschaftlich funktioniert, kommt – meist mit sieben Jahren Verzögerung – auch nach Deutschland. Doch seit wenigen Monaten erleben wir die Umkehrung der Zeit. Fast täglich erreichen uns Hiobsbotschaften aus den USA, die das wirtschaftliche Gefüge weltweit erschüttern – und auch Berlin und Brandenburg erfassen. Was früher als Blaupause für Erfolg galt, wird zunehmend zum Unsicherheitsfaktor. Was schnell kommt, bedarf auch einer schnellen Reaktion. Michael Huppertz hat sich mit der Eurasien Gesellschaft und der Beratungsgesellschaft Eurasien zum Gespräch getroffen, mit Blick auf asiatische und BRICS-Märkte, um Potenziale jenseits etablierter Exportpfade auszuloten. Neue Handelsbeziehungen für Berlin und Brandenburg.

Die Signale aus Übersee, insbesondere aus den USA, sind deutlich: Zölle, regulatorische Hürden und eine wachsende Abschottungspolitik lassen einen einst stabilen Exportmarkt erodieren. Auch wenn manche dies kleinreden – die Fakten sprechen eine klare Sprache.

Die Rahmenbedingungen für den Export nach Übersee – allen voran in die USA – werden zusehends komplizierter: Nicht die logistischen Wege selbst, sondern verschärfte Zollbestimmungen, regulatorische Hürden und politisch motivierte Handelsbarrieren erschweren den Zugang zu früher verlässlichen Märkten. Deshalb lohnt sich der Blick über den Tellerrand: Welche Märkte bieten Perspektiven, welche Regionen rücken in greifbare Nähe – teils logistisch schneller erreichbar als klassische Partner? Huppertz hat sich mit der Eurasien Gesellschaft in Berlin kurzgeschlossen und Gespräche mit Insidern der Märkte geführt, um Potenziale jenseits etablierter Exportpfade auszuloten. Denn eines ist klar: Die gewohnten Exportwege in die USA werden zunehmend schwieriger. Zölle, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Abschottung lassen einen früher verlässlichen Markt bröckeln. Gleichzeitig entstehen im Osten neue Möglichkeiten – Märkte, die bislang wenig Beachtung fanden, aber zunehmend an Relevanz gewinnen.

Von der Blaupause zur Warnung: Warum die USA nicht länger Vorbild sind

Im ersten Halbjahr 2024 verbuchte Audi einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro – rund 600 Millionen davon gehen allein auf US-Strafzölle zurück. Und Mercedes? Erst vor wenigen Tagen wurde ein Gewinneinbruch von 56 Prozent gemeldet. Schuld, so die Konzernleitung: Importzölle der USA und ein stagnierender Absatzmarkt in China. Aber was bedeutet das konkret für Brandenburg? Die strukturellen Voraussetzungen sind vorhanden – jetzt kommt es darauf an, sie gezielt für neue Märkte zu nutzen.


Die nun hundertjährige Historie der Berliner Hafen- und Lagerhausinfrastruktur bildet die heutige Grundlage für einen modernen Logistik-Dienstleister, der das Potenzial besitzt, die zukünftigen Herausforderungen eines klimaneutralen Warenverkehrs in Europa aktiv mitzugestalten. Die Berliner Hafenlogistik verbindet mit seiner zentralen Lage zwischen West- und Osteuropa die wichtigen Schifffahrtswege zu Spree und Havel. “ Zitat Petra Cardinal, Geschäftsführerin der BEHALA


Berlin und Brandenburg exportieren zuverlässig – aber konservativ. Brandenburg erreichte 2024 ein Exportvolumen von rund 22 Milliarden Euro, Berlin immerhin 17,1 Milliarden Euro. Maschinenbau, Pharma, Energie- und Elektrotechnik, Medizintechnik: solide, verlässlich, gut etabliert in Europa. Doch über den Kontinent hinaus wird es dünner. Der Anteil der Lieferungen in Länder wie Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan oder Indien bleibt marginal – obwohl die Nachfrage dort wächst.

Export unter Druck: Wenn Zölle zur Wachstumschance werden

Gerade für Brandenburg bieten diese Regionen neue Spielräume: Mit seiner starken Position im Maschinenbau, der Energie- und Umwelttechnik sowie in der Agrartechnologie trifft das Land auf konkrete Nachfrage in Kasachstan, Usbekistan und der Mongolei. Turkmenistan wiederum fragt zunehmend Bahntechnik und Gesundheitstechnologie nach. Diese Märkte könnten mittelfristig einen zweistelligen Prozentsatz der bisherigen US-Exporte kompensieren – insbesondere dann, wenn politische Risiken aktiv gemanagt und durch verlässliche Plattformen wie die Eurasien Beratungsgesellschaft abgefedert werden. Für eine exportorientierte Region wie Brandenburg liegt hier eine strategische Option jenseits der westlichen Märkte.

So unterschiedlich die politischen Systeme auch sind – exemplarische Länder wie die Mongolei und Turkmenistan zeigen, dass wirtschaftliche Chancen oft dort entstehen, wo man sie zuletzt vermutet.

Die Mongolei ist ein Beispiel der wenigen Länder der Region mit stabilem parlamentarischem System. Trotz wirtschaftlicher Abhängigkeit von China verfolgt sie eine gezielte Diversifizierungsstrategie. Die sogenannte „Third Neighbor Policy“ sucht Partner in demokratischen Industriestaaten wie Deutschland. 2024 lag das Handelsvolumen bei über 240 Millionen USD – mit Wachstumsinteresse an Maschinenbau, Medizintechnik und Umwelttechnologien.
Turkmenistan bleibt politisch verschlossen, doch wirtschaftlich aktiv. Investitionen in Bahnlogistik, Smart Cities und Gesundheitstechnologien zeigen: Bedarf ist da. Deutsche Unternehmen wie die DB Engineering oder CLAAS sondieren den Markt. Wer dort operieren will, braucht Vertragsklarheit, Compliance-Kultur und politische Sensibilität.

Neue Horizonte: Eurasien und BRICS als strategische Alternative

Ein entscheidender Faktor beim Eintritt in eurasische und BRICS Märkte ist die Wahl der richtigen Partner und ganz wichtig , die Kenntnis der politischen Kultur. Wer dort allein agiert, riskiert, an informelle Machtstrukturen, Zwischenhändler oder schlicht die falschen Leute zu geraten. Vertrauen, Diskretion und funktionierende Netzwerke sind der eigentliche Marktzugang.

Eine der zentralen Anlaufstellen für deutsche Unternehmer, die diesen Raum nicht aus dem Bauchgefühl, sondern strategisch erschließen können, ist die Eurasien Beratungsesellschaft in Berlin. Sie bietet mehr als geopolitische Vorträge: In ihren Reihen sitzen nicht nur Osteuropa-Experten und Sineologen, sondern auch erfahrene Geschäftspartner, die selbst in Zentralasien, im Kaukasus oder am Kaspischen Meer aktiv sind. Sie kennen die Märkte, die Verhandler – und oft auch die Fallstricke.

Netzwerke statt Bauchgefühl: Wie die Eurasien Beratungsgesellschaft Türen öffnet

Viele von ihnen haben Netzwerke bis in die zweite und dritte Reihe wirtschaftlicher Entscheidungsträger, geben praktische Hinweise zu Ausschreibungen, Rechtsfragen oder kulturellen Codes. Es ist nicht der große diplomatische Auftritt – es ist das stille, belastbare Gespräch, das hier zählt. Von Vorteil ist: Die meisten Botschaften der Zielländer in Berlin sind mit der Eurasien Gesellschaft im direkten Austausch. Veranstaltungen finden u.a. in den Räumen der Vertretungen statt – mit politischen Attachés, Wirtschaftsreferenten und realen Ansprechpartnern. So entstehen niedrigschwellige, aber tragfähige Kontakte, die über formale Handelskammerstrukturen hinausgehen.

Für Unternehmen aus Berlin und Brandenburg, die technologisch gut aufgestellt, aber international oft zurückhaltend sind, bietet sich hier ein seltenes Angebot: Ein Zugang in Märkte, die wachsen – über Kanäle, die (noch) nicht zu sehen sind.

Noch ist der Bedarf in Zentralasien und angrenzenden Regionen offen. Zwar sichern sich China, Türkei, Südkorea und Iran zunehmend strategische Positionen in Zentralasien – doch das schließt Handel nicht aus, sondern macht ihn sogar wahrscheinlicher. Wer frühzeitig kluge Allianzen schmiedet, kann auch mit diesen Akteuren gewinnbringende Partnerschaften aufbauen – und so vom wachsenden Markt mitprofitieren. Wer wartet, verliert. Wer früh Vertrauen aufbaut, Referenzen schafft und pragmatisch agiert, wird Partner auf Augenhöhe.

Export mit Haltung: Warum Brandenburg jetzt neue Wege gehen muss

Denn auch das muss verstanden werden: Auch wenn Russland aktuell kein Wirtschaftspartner ist – es gibt eine Zeit danach. Und darauf, so der Tenor aus der Eurasien Beratungsgesellschaft, sollte man sich bereits jetzt vorbereiten. Frühzeitige Kontakte, vertrauenswürdige Gesprächspartner und Marktverständnis können in einer Phase der Wiederannäherung entscheidende Vorteile sichern.

Berlin und Brandenburg verfügen über das nötige Know-how. Die Medizintechnik der Hauptstadtregion ist beispielsweise weltweit wettbewerbsfähig. Die Maschinenbaukompetenz Brandenburgs genügt höchsten Standards. Jetzt gilt es, diese Qualitäten dorthin zu tragen, wo sie wirklich gebraucht werden – nicht nur dorthin, wo sie bequem sind.

Der wahre Standortnachteil: Fremdenfeindlichkeit

Export braucht Richtung, nicht nur Volumen. Eurasien und die BRICS Staaten sind kein Versprechen, sondern ein wachsender Raum wirtschaftlicher Neuausrichtung. Wer ihn jetzt betritt, wird nicht nur Marktteilnehmer, sondern Mitgestalter einer neuen Handelsordnung. Die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen sind da: Stabilität, globaler Ruf, attraktive Lebensbedingungen auch für Fachkräfte aus dem Ausland. Doch Weltoffenheit ist kein Selbstläufer. Wo Fremdenfeindlichkeit sichtbar wird, sinkt das Vertrauen – auch international.

Außenhandel lebt vom Austausch. Wer neue Märkte erschließt, stärkt nicht nur den Export – er öffnet auch Kanäle für den Import von Produkten, Technologien und Perspektiven. Exotische Waren, innovative Technologien oder schlicht neue Geschmackskulturen gelangen so auch zu uns. Diese wirtschaftliche Bewegung schafft nicht nur Wohlstand, sondern fördert auch gegenseitiges Verständnis – zwischen Regionen, Kulturen und Menschen. Eine echte Chance für mehr Vielfalt und Verbindung.

Der Potsdamer Geist: Mehr als preußische Folklore

Umso mehr ist es an der Zeit, jenen Geist neu zu beleben, der Brandenburg und Berlin unter preußischer Führung einst zu einem Ort strategischer Weitsicht, religiöser Toleranz und wirtschaftlicher Öffnung machte – der Potsdamer Geist.
Die gewachsene Partnerschaft mit dem Westen bleibt wertvoll – doch die tektonischen Verschiebungen der Weltwirtschaft verlangen neue Gravitationszentren. Es ist Zeit, den Blick zu weiten und auch den Osten stärker in den Fokus zu nehmen. Gerade deshalb brauchen Berlin und Brandenburg heute mehr denn je jene Haltung, die einst unter Friedrich dem Großen für Respekt, Vielfalt und Offenheit stand. Schon zu Zeiten Friedrichs des Großen kamen Handelsdelegationen aus Übersee, um erste Beziehungen aufzubauen. Und 1785 war es Preußen, das als eines der ersten Länder Europas mit den neu gegründeten Vereinigten Staaten einen offiziellen Handelsvertrag schloss – noch vor Großmächten wie Österreich oder Russland. Ein historisches Beispiel dafür, wie kluge Außenwirtschaftspolitik früh Chancen erkennt. Heute ist es an uns, diesen „Potsdamer Geist“ mit Weitsicht neu zu beleben.

Michael Huppertz, meinbrandenburg.tv

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