Stadtgutscheine. Ein Flop?
- Updated: 23. März 2022
Seit Oktober 2021 sollen die von Unternehmerverein „Stärken stärken“ und Wirtschaftsförderung initiierten Stadtgutscheine den Handel in der Kreisstadt Rathenow unterstützen. Aber ist das gewählte System in der aufgesetzten Machart auf Dauer durchsetzbar? Noch tun sich die Akteure sehr schwer. Zweiundzwanzig Akzeptanzstellen sind bis heute im Stadtgebiet gelistet. Genaue Angaben über im Umlauf befindlicher Gutscheine werden kaum gemacht und Anfragen nach dem aktuellen Stand nicht beantwortet. War damit der von CDU/FDP und Freie Wähler eingebrachte Gegenvorschlag zum „75.000-Euro-Wirtschafts- und zusätzlicher Innenstadtförderung“ Antrag von „Die Linke“ der Auftakt zu einem Flop, zu dem die MAZ unter anderem fragend kommentierte „Die Idee war gut, aber Rathenow offenbar noch nicht bereit?“
Mitte Januar 2022 wurden von der Wirtschaftsförderung und dem Unternehmerverein Zahlen veröffentlicht, dass 545 Gutscheine im Werte von 14.000 Euro platziert worden seien. Mit einer durch die Wirtschaftsförderung unterstützten Bonusaktion wurden laut Ulrich Opitz vom Verein Unternehmer für Rathenow im Weihnachtsgeschäft „in der kurzen Zeit bereits 3.300 Euro eingelöst“. Gemeinsam gehe man davon aus, das pro Tag rund acht bis neun Gutscheine über den Ladentisch gehen, so die Veröffentlichung.
Mode ist Gewinner-Bücher sind Verlierer
Mit einer aktuellen Stichproben Einzelhandel-Umfrage zeigt sich ein anderes Bild. Während die Inhaberinnen der Modehäuser von einem guten Ergebnis sprechen, sieht es in einer Buchhandlung und anderen Einzelhandelsgeschäften eher mau aus. Ein Gastronom berichtet von Gutscheinen, die im Wert von ca. 200 Euro in der ganzen Zeit eingelöst worden seien. Angesichts solcher Tatsachen muss die Frage gestellt werden, wo sind all die Stadtgutscheine hin und – vermehren die sich noch?
Jörg Zietemann sieht IT für die Verwaltung
Im derzeitigen Bürgermeisterwahlkampf ist Digitalisierung natürlich auch ein Thema. Hauptamtsleiter und stv. Bürgermeister Jörg Zietemann kennt das Problem aus seiner Verwaltungssicht. Dafür hat er mit seinem Team bereits neue IT-Technik in Stellung gebracht, die den städtischen Verwaltungsapparat erneuern und digitaler gestalten soll. Dazu schreibt er auf seiner Internetseite: „Digitalisierung ist eines der Schlagwörter der letzten Jahre. Auch bei den Städten und Gemeinden ein vordringliches Thema. Wann immer ich mich mit Menschen im Amt oder im privaten Umfeld darüber unterhalte, wird eines schnell klar, dass meine Gesprächspartner nur eine schnelle und einfache Lösung für ihre aktuellen Anliegen haben wollen.“
Diana Golze sieht Digitalisierung für alle Bereiche
Diana Golze sieht Digitalisierung nicht nur in der Verwaltung und betrachtet es eher durch die pragmatische Brille. Sie weiß, hier gibt es noch viel unbekanntes Terrain „das wir uns noch erobern und zielorientierter anwenden müssen“. Sie sagt, dass sie als Sozialpädagogin es gewohnt sei, erst mal ein Problem zu erkennen, danach zu fragen, um dann eine Lösung zu erarbeiten. So bringt sie digitale Hilfsmittel ins Gespräch und betont, dass sie sich mit allen Beteiligten aus Verwaltung, Bürgerschaft und Unternehmen darüber unterhalten möchte, schließlich habe sie im Wahlkampf auch ihre Internetseite selber gestaltet und dabei gelernt, wie wichtig der Umgang mit den digitalen Medien für die Kommunikation sei und vor allem, welchen praktischen Nutzen diese haben können.
2-Millionen-Euro-Gutscheine in Ahaus
Warum also der Stadtgutschein im Vergleich so „schleppend“ dahin dümpelt, das kann niemand genau sagen. In der westfälischen Mittelstadt Ahaus sieht die Welt der Gutscheine eben ganz anders aus. Über 2-Millionen-Euro Umsatz werden mit den Stadtgutscheinen erzielt und dabei ist Ahaus keine Stadt mit Anziehungskraft und in vielen Punkten mit den Kennzahlen von Rathenow durchaus vergleichbar, die im Gespräch eine wichtige Rolle spielen, genauso wie leerstehende Einkaufsflächen oder Gastronomien. Alleine der Digitalisierungsprozess in der Stadt, die Akzeptanz in der Bürgerschaft und immer wieder neue Ideen sind das Treibmittel dafür, dass diese Stadt keinen Dornröschenschlaf schläft und quicklebendig weiter wächst – mit Hilfe digitalisierter Prozesse. Michael Huppertz hat mit den digitalen Machern in Ahaus einen TRICASTER-Studio Talk über die Smart-City Modellstadt Ahaus geführt, um herauszufinden, warum das nicht in Rathenow funktioniert. Toni Reichardt hat am TV-Set die Bildregie geführt und für die erforderliche Breitbandanbindung gesorgt. Diskutieren Sie mit warum Stadtgutscheine in Rathenow im Vergleich zu Ahaus bisher kaum funktionieren oder vielleicht auch gar nicht funktionieren können? Aber bitte mit Netiquette.
Das ist die Fortführung des Konzeptes „Unabhängiger Lokaljournalismus“, das durch die Medienanstalt Berlin Brandenburg (MaBB) gefördert wird.
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