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Wunsch nach Frieden: Matthias Platzeck fordert zweite Helsinki Konferenz

24. Juni 2021, ein fast normaler Tag. An diesem Tag wird mit einer Andacht dem 25 jährigen Jubiläum für den „Förderkreis zum  Wiederaufbau“ der in den letzten Kriegstagen bombardierten St. Marien Andreas Kirche in Rathenow gedacht. Unermüdlicher Kämpfer für ein neues Gotteshaus: Heinz-Walter Knackmuß. Alleine im letzten Jahr konnte der Vorsitzende des Förderkreises Förderbescheide der BRD und vom Land über mehrere Millionen Euro entgegennehmen. „Das hilft“ sagt er, „aber es fehlen immer noch einige Millionen Euro bis zur kompletten Renovierung“. Und um diese zu bekommen erhält er auch Unterstützung durch Matthias Platzek sowie vielen anderen Politikern und Politikerinnen. Matthias Platzek ist Festredner bei dieser Andacht, die wir in Gänze aufgezeichnet haben.

Montags in Deutschland. Ministerpräsidenten und -präsidentinnen konferieren und verteilen Termine, irgendwo auf der Welt. Matthias Platzek der Ministerpräsident a.D von Brandenburg und heutiger Vorsitzender vom Deutsch-Russischen Forum weiß wovon er spricht. Schon zur Ministerzeit wurde er zu den ungeliebten Konferenzen nach Russland entsendet, während andere Ministerkollegen lieber irgendwo in der Welt ihre Pfründe sicherten.

Die meiste Argumentation für das Platzeksche Engagement: er kennt die Schrift „die mit diesen komischen Buchstaben“, die Sprache und die Kultur des Landes. So wurde er nach seiner Ministerpräsidentenzeit in den Vorstand des Deutsch Russischen Forums berufen.

Wiederaufbau der Rathenower Kirche

So spricht Platzek an diesem 24. Juni 2021 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums zum Wiederaufbau der St. Marien Andreas Kirche im havelländischen Rathenow. Ein wenig erinnern die Fotos in der Kirche aus den Jahren 1995 an den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Jahrzehnte lag dort ein Steinhaufen an der in einer der letzten Kriegsnächte bombardierten Kirche, quasi als Mahnmal. In Rathenow waren es Bäume, die aus dem Chorraum hochgewachsen sind. Und beide Bauwerke haben eines gemeinsam: sie stehen für einen Kulturraum mit einer langen Vergangenheit. Platzek erinnert in seiner Rede an diese „Gründer“ Zeit und schafft mühelos einen Spagat zur derzeit stark strapazierten deutsch-russischen Freundschaft.

Missverständnisse zwischen Russland und Deutschland ausräumen

Und dafür wirbt er, für den Frieden und nennt Argumente: er erinnert an die Primakowsche Schleife über den Atlantik wegen der Bombardierung Belgrads, beschreibt nüchtern die bereits seit sieben Jahren andauernden erfolglosen Sanktionen und deren Folgen, dem damit begründeten steigenden Militarismus und dem Anwachsen anti-westlicher Stimmungen in der russischen Bevölkerung über alle Altersschichten hinweg. Er spricht aber auch von außenpolitischen Fehlern, die er als Scherbenhaufen bezeichnet, und sieht verhängnisvolle Folgen, würde sich Russland in einzelne Länder auflösen wie es von den USA gerne gesehen wird. Die Atommacht Russland verfügt über 6000 Sprengköpfe, nicht auszudenken, so Platzek, wenn diese nach neuen Ländern aufgeteilt würden und in die Verantwortung unterschiedlicher Machtstrukturen fallen, in Pakistan beispielsweise sei das ganz anders.

Bundspräsident setzt auch auf politische Entspannung

Unerstützung für seine Arbeit findet Matthias Platzek beim Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Dieser hat nun erstmals auch die deutschen Greueltaten in Weissrussland zur Sprache gebracht. Das kommt gut an, bei den Russen. Platzek sagt aber auch: „Russland ist keine Demokratie wie wir uns sie vorstellen sondern ein autokratisches System“ und wirbt aber auch hier mit einem Zitat von Egon Bahr um Verständnis: „Setze Dich einfach mal auf die andere Seite des Tisches und lerne zu verstehen“, so seine Botschaft. So spricht Platzek auch von Missverständnissen, auf die sofort politisch reagiert werden muss. Sein Vorschlag ist eine zweite Helsinki Konferenz einzuberufen, um in allen Ländern wirklich dauerhaften Frieden zu schaffen, frei dem Motto von Egon Bahr, Amerika ist unverzichtbar, Russland ist unverrückbar. Frieden für alle, das wünscht Platzek sich auch im Namen seiner vier Kinder und sieben Enkeln.  Mehr im Film, den Michael Huppertz und Toni Reichardt in Szene gesetzt haben. Dauer 57 Minuten : 32 Sekunden

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